Betreuen Sie einen Elternteil, Ihre Partnerin oder Ehemann? Helfen Sie einer angehörigen Person im Alltag? Oder werden Sie selbst betreut und unterstützt, zum Beispiel im Haushalt, bei finanziellen Angelegenheiten oder bei der Körperpflege?
Viele Menschen unterstützen Angehörige
Die meist unbezahlte Betreuungs- und Pflegearbeit ist ein wertvoller Beitrag der Gesellschaft. Oft basiert sie auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. Die Betreuung und Pflege einer angehörigen Person kann erfüllend sein, aber auch sehr belasten. Angehörigen zu betreuen, braucht viel Zeit und Energie.
Wenn die Belastung zu gross wird
Diverse Faktoren können die betreuende Person an ihre Grenzen bringen. Diese kann sich überfordert, erschöpft, hilflos oder frustriert fühlen, was das Risiko von Grenzverletzungen erhöht. Beschämung, Beschimpfen, Drohen, Vernachlässigung oder hartes Anpacken sind Beispiele dafür.
Auch die Person, die betreut wird, kann sich übergriffig Verhalten. Manchmal kommt es zu gegenseitigen Grenzverletzungen.
Regelmässige Reflexion über die Situation, offene Gespräche und frühzeitige Entlastung helfen, Grenzen zu respektieren. Fachstellen bieten Beratung und Unterstützung bei schwierigen familiären Situationen, oft kostenlos und vertraulich.
Hilfe suchen und annehmen
Es ist nie zu spät, Hilfe zu suchen!
- Ist die Situation in Ihrer Familie belastend?
- Erleben Sie übergriffiges Verhalten?
- Überschreiten Sie selbst Grenzen?
Folgende Stellen beraten betreuende und betreute Angehörige:
- Sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin / Ihrem Hausarzt über die Situation.
- Pro Senectute: Sozialberatungen und Unterstützung in schwierigen Situationen
- Schweizerisches Rotes Kreuz: Vielfältiges Unterstützungs- und Beratungsangebot
- Entlastungsdienst Kanton Bern: Individuell abgestimmten Begleitung und Betreuungslösungen
- Spitex: Ambulante Pflege sowie hauswirtschaftliche und sozialbetreuerische Leistungen
- Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter: Niederschwellige Unterstützung bei Konflikten
- Ombudsstelle für Alters- Betreuungs- und Heimfragen: Vermittlung in Konflikten und Meldestelle für Grenzverletzungen
- Telefon 143 – Die Dargebotene Hand: Mit jemandem vertraulich reden, Tag und Nacht
Weitere Angebote im Bereich Betreuung, Alter, Krankheit sowie Behinderung finden Sie auf der Webseite der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI).
Selbsttest «Ich pflege zu Hause»
Wie geht es Ihnen mit Ihrer Betreuungssituation? Der Selbsttest ermöglicht Ihnen eine Standortbestimmung. Füllen Sie jetzt den Fragebogen «Ich pflege zu Hause» aus, kostenlos und anonym.
Der Fragebogen entwickelte der Kanton Bern zusammen mit der Unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter sowie mit weiteren Partnerorganisationen aus dem Kanton Bern.
Hier geht’s zum Fragebogen «Ich pflege zu Hause»
Misshandlung und Gewalt im Alter
Misshandlungen sind nicht immer sichtbar: psychische Gewalt, Verhinderung sozialer Kontakte oder finanzielle Ausbeutung gehören ebenso dazu wie Vernachlässigung oder Unterlassung angezeigter Unterstützung. Auch hören körperliche und sexuelle Gewalt im Alter nicht auf. Die Gewalt kann durch Macht und Kontrolle geprägt sein.
Hier finden Sie als betroffene Person vertraulich Hilfe:
- Wählen Sie im Notfall 112
- Kantonale Opferhilfestellen: Beratung und juristische Unterstützung
- Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter: Unterstützung bei Konflikten und Gewalt
- Ombudsstelle für Alters- Betreuungs- und Heimfragen: Beratung bei Konflikten und Meldestelle für Grenzverletzungen und Gewalt
Hier finden Sie als gewaltausübende Person Unterstützung, Ihr Verhalten zu ändern:
- Gewaltberatung Kanton Bern: Lernen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen
Fachpersonen
Unterstützungsbedürftige Personen und betreuende Angehörige sind häufig in Kontakt mit Fachpersonen, insb. des Gesundheitsbereichs. Diese nehmen Veränderungen sowohl des Gesundheitszustands als auch der Lebenssituationen ihrer Patient/-innen früh wahr. Mit aktiver und sorgfältiger Ansprache des Themas können Fachpersonen einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Grenzverletzungen in der Betreuung und Pflege von Angehörigen leisten.
Wichtige Botschaften sind:
- Reden Sie über Ihre Situation, z. B. mit anderen Familienmitgliedern oder einer Beratungsstelle.
- Fachpersonen stehen Ihnen kostenlos und vertraulich zur Seite.
- Entlastung zentral ist, um Misshandlungen zu vermeiden.
- Bereits erste Anzeichen der Überforderung und vermeintlich kleinere Grenzverletzungen ernst zu nehmen, oft nehmen sie an Häufigkeit und Intensität zu.
- Sie entscheiden selbst, welche Schritte Sie gehen möchten (vorausgesetzt, die Urteilsfähigkeit ist gegeben und keine Gefährdungsmeldung steht an).
Das Faltblatt Betreuung und Pflege von Angehörigen kann Sie unterstützen, um das Thema aufzugreifen. Es ist bereits in Situationen einsetzbar, in denen konkrete Misshandlungen noch nicht vorliegen, jedoch die Gefahr von Grenzverletzungen besteht.
Die Webseite hallo-bern.ch gibt Informationen zu Grenzverletzungen bei Betreuung und Pflege von Angehörigen.